Jedes Jahr – besonders zur Fellwechselzeit – häufen sich die Ausbrüche von Infektionskrankheiten in Pferdebeständen. Spätestens seit dem dramatischen Herpes-Ausbruch 2021 in Valencia ist vielen Pferdebesitzer:innen der Equine Herpesvirus (EHV) ein Begriff. Auch dieses Jahr verbreitet sich die tödliche Bedrohung erneut. Der erste gemeldete Fall stammt aus Schleswig-Holstein – trotz zahlreicher Turnierabsagen und Maßnahmen breitet sich der Virus weiter aus.
🧬 Was ist EHV?
Der „Equine Herpesvirus“ (EHV) gehört – wie der Herpesvirus beim Menschen – zur Familie der Herpesviridae. Er ist streng wirtspezifisch, also nicht auf den Menschen übertragbar, dafür aber hochgradig ansteckend unter Pferden – vor allem über Tröpfchen, Aerosole (Luftübertragung) und möglicherweise sogar über Kot.
🦠 So vermehrt sich EHV im Körper
-
Zuerst befällt das Virus die Epithelzellen der oberen Atemwege.
-
Dort beginnt die sogenannte lythische Vermehrung: Das Virus nutzt die Zellmaschinerie, um sich zu replizieren, bis die Wirtszelle zerstört wird.
-
Anschließend verbreitet sich das Virus über das Blut (Virämie) und befällt Lymphozyten, insbesondere T-Zellen.
-
Wie alle Herpesviren geht auch EHV in eine latente Phase über – das Virus bleibt lebenslang im Körper, verborgen in Nervenzellen (z. B. im Trigeminusganglion).
-
Stress (z. B. durch Turniere, Stallwechsel) kann das Virus reaktivieren – mit oder ohne sichtbare Symptome.
📋 Die verschiedenen EHV-Typen
Typ |
Bedeutung |
---|---|
EHV-1 |
Der gefährlichste Typ: Atemwegserkrankungen, Aborte, neurologische Symptome |
EHV-4 |
Milder verlaufend: Atemwegssymptome, Fieber, v. a. bei Jungpferden |
EHV-2 |
Beteiligung an Augen- und Atemwegserkrankungen bei Fohlen vermutet |
EHV-3 |
Coital Exanthema: Bläschen und Krusten im Genitalbereich |
EHV-5 |
Mögliche Beteiligung an seltener Lungenerkrankung (EMP) |
👨⚕️ Wie erkennt man EHV?
Nicht immer ist die Diagnose einfach. Ein Pferd mit Fieber, Appetitlosigkeit, Nasenausfluss oder dicken Beinen kann an vielen Infektionen leiden. Der Verdacht auf Herpes wird oft erst dann ernst genommen, wenn neurologische Ausfälle auftreten – etwa Ataxie (Koordinationsprobleme), Festliegen oder Probleme beim Wasserlassen.
Besonders tragisch: Bei tragenden Stuten kann es zu Aborten zwischen dem 7. und 10. Trächtigkeitsmonat kommen.
🔬 Diagnostik von EHV
1. PCR-Test (Nasen-Rachen-Abstrich)
-
Goldstandard zum direkten Virusnachweis
-
Zeigt aktive Virusvermehrung und Virusausscheidung
-
Typisierung (EHV-1 oder EHV-4) möglich
2. Weitere Proben
-
Abortmaterial, Liquor (bei neurologischen Symptomen), Blut
3. Gepaarte Serumprobe
-
Zwei Blutproben im Abstand von 10–14 Tagen
-
Ein Titeranstieg zeigt eine frische Infektion an
💉 Impfung: sinnvoll oder nicht?
Die Impfung gegen EHV-1 wird besonders empfohlen für:
-
Zuchtstuten
-
Turnierpferde
-
Pferde mit häufigem Kontakt zu Fremdpferden (z. B. Ausreiten, Nutzung fremder Anlagen)
Wichtig: Die Impfung verhindert nicht die Infektion, aber sie reduziert die Virusausscheidung – deshalb ist sie nur dann wirklich effektiv, wenn möglichst alle Pferde im Bestand geimpft sind.
🚨 Verhalten im Ernstfall: Was tun bei EHV-Ausbruch/Verdacht?
-
Ruhe bewahren und Tierarzt kontaktieren
-
Miteinander Reden! Der korrekte Informationsfluss zwischen Stallbetreiber und Einstallern ist extrem wichtig.
-
Tägliches Fiebermessen – ab 39 °C liegt Fieber vor
-
Kranke Pferde isolieren
-
Nutzung von Stallbereichen trennen (Putzplatz, Halle etc.)
-
Utensilien trennen: Schubkarren, Mistgabeln etc.
-
Kleidung wechseln, Desinfektionswannen aufstellen
-
Externe Dienstleister nur im Notfall zulassen (Schmied, Reitlehrer ect.)
💊 Therapie & Immununterstützung
Da eine direkte antivirale Therapie kaum möglich ist, erfolgt die Behandlung symptomatisch.
👉 Wichtig: Das Immunsystem sollte unterstützt werden – z. B. durch:
-
Zink, Selen, Biotin
-
Vitamin E
-
essenzielle Aminosäuren
-
Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Leinöl)
📦 Unser Tipp: Mit unserem Krähenbusch Immun-Bundle bist du bestens für die Infektionszeit gerüstet!
Share: